Hallo Hans! Im Falle daß Öl austritt zwischen den Gehäusehälften eines Radantriebes muß auf alle Fälle einmal die Papierdichtung, wenn nötig auch beide Wellendichtringe (WD-Ring) erneuert werden. Je nach Zustand, ob bereits eine Einlaufrille von der Dichtringlippe vorhanden oder nicht, muß auch der Laufring zum aüsseren WD-Ring erneuert werden. Der unter diesem Stahlring liegende O-Ring in einem solchen Fall dann ebenfalls.
Extrem wichtig ist die sorgfältige Behandlung der Dichtflächen, das heißt also daß das Entfernen der alten Papierdichtung, und damit die an den Flanschflächen haftenden Reste von Dichtmasse ( Loctite / Hermetic / Hylomar ) so erfolgen soll daß auf keinen Fall die Kanten der Flanschflächen verrundet werden oder daß evtl. sogar Kratzer hineingeschabt werden ! Also Lösungsmittel wie Testbenzin / Petroleum oder Nitrolösung verwenden, ein Stück altes Leintuch eignet sich gut als Putzlappen. Kratzen nur mit Messingblechstreifen oder scharfgeschliffenem Hartholzspatel.
Zu Beginn kriechst du gleich mal unter deinen Haflinger, im Bereich vorne, um die Spann-Mutter der Handbremsstange soweit wie möglich zu lösen ( aber nicht ganz abnehmen), 14er Gabelschlüssel mitnehmen. ( Habe mir einen alten 14er auf ca. 1/2 Länge zurechtgeschnitten, da genau in diesem Bereich fast kein Platz zum lockeren Werken da ist ).Wagen gegen wegrollen sichern.
Anschließend die betreffenden Radmuttern (SW=14) lösen. Achse mit Wagenheber aufbocken, unter Halterung des Stoßdämpfers ansetzen. Rad und danach Bremstrommel abnehmen.Danach werden die Bremsbacken abgenommen, dabei die oberen kleinen Haltefedern nicht überdehnen oder verlieren. Die Backen unten aus dem Radbremszylinder ziehen, die "Schubstange" kommt dabei auch frei. Danach kann das Öl des Radantriebes abgelassen werden, M8 Ablass-Schraube liegt etwas oberhalb des Radbremszylinders. An diesem muß mittels 17er Ringschlüssel die Hohlschraube entfernt werden, welche den Messingfitting mit der Bremsleitung an den Radbremszylinder fixiert. Zum Auffangen des Schmieröls ( ca. 150 ml ) und der Bremsflüssigkeit geeignete Wanne bereithalten, evtl. alte Backbleche , Entwicklertassen oder ähnliches.
Dann hängst du das Handbremsseil am gegabelten Ende des Handbremshebelchen aus, indem du soweit als geht das Seil herausziehst, sodaß das mit einer Öse versehene Ende durch nach hinten Drehen ausgehängt werden kann. Evtl das Hebelchen dabei nach vorn kippen. Wenn geht jetzt die Haarnadelfeder vom Hebelchen aushängen.
Als nächstes löst und entfernst du die M7 Schraube ( 11er Ringschlüssel ), welche das Handbremshebelchen an der Welle des Übertragungshebels hält, und hebelst mittels zweier geeigneter Schraubendreher das Hebelchen von der Welle. Du siehst dann ein geriffeltes Ende dieser Welle mit einer rundumlaufenden gerundeten Nut. Um die richtige Position beider Teile beim Zusammenbau wieder zu finden, empfiehlt es sich, noch vor dem Lösen des M7 Schräubchens beide Teile mittels genau gegenüberliegenden leichten Körnerschlägen zu markieren. Abschließend kann auch die Hebelwelle ( Bremshebel ) aus der Bohrung gezogen werden. Achtung: linke und rechte Seite sind unterschiedlich gestaltet.
Nun beginnt man mit dem Lösen der M8 Muttern der Schrauben, welche die beiden Gehäusehälften zusammenhalten. Diese Muttern befinden sich auf der Rückseite der "Ankerplatte", und haben entsprechend der damals gültigen DIN / ÖNorm eine SW=14. Sind da M8 Muttern mit SW=13, so wurden diese bereits später montiert, sind also nicht original. Die beiden oberen M8 Schrauben dienen mittels spezieller M8 Muttern und länglicher Beilagscheiben zum Halten der Haarnadelfeder ( Rückdrehfeder ) welche das Handbremshebelchen in die Ruhestellung zurückdrückt. Die unterschiedlich langen M8 Schrauben dürfen auf keinen Fall verloren gehen oder durch andere ersetzt werden, denn mindestens zwei davon sind auf der Drehbank hergestellt ( mittige Zentrierbohrung ), und weisen verdickte Schäfte auf, dienen also zum zentrieren beider Gehäusehälften gegeneinander ! Diese Schrauben sollten beim Zusammenbau in genau der gleichen Anordnung in die entsprechenden Bohrungen kommen.
Es folgt nun das Trennen des aüsseren Radantriebsgehäuses vom Flansch, der ja am Achsrohr angeschweißt ist, und praktisch das innere Gehäuse bildet, siehe Fotos. Mit leichten Schlägen eines Gummihammers auf die "Ankerplatte" kann nachgeholfen werden, keinesfalls darf mit einem Meißel oder Stemmeisen als Keil zwischen die Dichtflächen versucht werden das Alugehäuse zu lösen! ( nicht lachen, alles schon dagewesen ).
Sofern nicht auch die WD-Ringe erneuert werden sollen, muß nicht weiter zerlegt werden. Alte Dichtung mit Messingschaber oder Dichtungsentferner ablösen, alles gut entfetten, hierzu gut geeignet Bremsenreiniger. Auf die blanken Dichtflächen dünn Hylomar Dichtmasse auftragen, neue Dichtung auflegen und in umgekehrter Reihenfolge an den Zusammenbau gehen. Wichtig: die M8 Pass-Schrauben müssen wieder in die gleichen Bohrungen wie gehabt. Daß alle Dichtringe erneuert werden, ist selbstverständlich, bei Kupferringen diese vorher ausglühen, ansonst besser Aludichtringe verwenden.
Nach erfolgtem Zusammenbau Gehäuse mit 150 ml Motoröl SAE 40 auffüllen.
Noch ein Tipp zur Montage der kleinen Haltefedern der Bremsbacken, eine Sysiphusarbeit welche viel Geduld erfordert: Nimm eine passende Holzschraube die gerade stramm in die Feder hineingeht, etwa 40 bis 50 mm lang und mit halbrundem Kopf, drehe sie etwa 5 bis 6 mm hinein, und schon kannst du mit einer Kombizange die Feder besser bewegen und gleichzeitig hochziehen zum Einhängen in die Ankerplatte.
Solltest du auch die WD-Ringe erneuern wollen.... bitte um Info, das hier auch noch unterzubringen sprengt den Rahmen dieser Instruktion, kann ich dir aber gerne ebenfalls erläutern ! Grüße, AP 700

Querschnittszeichnung Radantrieb: Zum Tausch des WD-Ringes der Antriebswelle ( 900.3819 ) brauchts Spezialwerkzeug !

So sieht es aus, sobald das aüßere Radantriebsgehäuse abgenommen ist ( am Foto die rechte Hinterachse ), gut sichtbar die Drahtsicherung ( kein Splint ! ) der M14x1,5 Feingewinde-Mutter der Antriebswelle ( rechts=Rechtsgewinde / links=Linksgewinde ). Abdichtung der Bremsleitung mittels spitzem Holzkegel.

Das ist das aüßere Gehäuse ( hier vorne rechts, hinten ist nur die Papierdichtung unterschiedlich) , mitsamt Radnabe, auf dieser montierten Kegelrollenlager und Zahnrad ( in diesem Falle 14 zu 31 = 75 KmH ) Gut sichtbar die auf Drehbank gefertigten M8 Pass-Schrauben.

Halteschlüssel für 14er Zahnrad, stützt sich ab an Inbusschraube, je nach Zahnradgröße gibt es Spezialschlüssel. Dieses Zahnrad ( und das dahinterliegende Kugellager ) muß nur dann abgebaut werden wenn der WD-Ring 900.3819 erneuert werden muß !