@Roland!
Die "5er" Nockenwelle wurde in 643ccm Motore eingebaut, die für Haflinger bestimmt waren. Ab welchem Datum genau, das kann uns vielleicht Consti K. sagen. (könnte er evtl. die Ausfg. Nockenwelle in die Tabelle "Haflinger Vergleichsliste" aufnehmen?)
Sie bringt in Verbindung mit dem Doppelvergaser Zenith NDIX (und der Verdichtung von 7,8:1) die 24 bzw. 27 PS, wie sie für die Serie II Haflinger typisch sind. Der hauptsächliche Unterschied der Nockenwellen ist der etwas größere Hub, und die stärkere Überschneidung, that´s it. Dazu gibt es Tabellen welche die Details genau darstellen.
Du kannst in einen Haflinger Motor ohne weiters eine solche NW einbauen. Das alleine bringt aber noch keinen Vorteil (es sei denn die alte NW war total verschlissen).
Das Gegenrad, also das kleinere Stahlzahnrad, wird stets mitgeliefert weil diese beiden Teile wie Zwillinge zusammengehören da sie sich gegenseitig "eingelaufen" haben, so sie aus einem gebrauchten Motor stammen.
Bei der Gelegenheit ist es nun an der Zeit auch in den Rest des Motors Geld zu investieren: in welchem Zustand sind die Gleitlager und die Lagerzapfen der Kurbelwelle? Wie ist das Spiel? Das gleiche gilt auch für die Lagerzapfen und die Lagerschalen der Pleuel. Unter Umständen sollten diese überschliffen werden auf das nächstniedrigere Lagermaß (minus 0,25mm) , passende Untermaß-Lagerschalen gibt es nach wie vor. Wie sehen die Laufflächen der Zylinderbuchsen und der Kolben aus? (Sollwerte Spiel 0,03 bis max. 0,05mm) Sind die vorhandenen Kolben die Richtigen um die Verdichtung von 7,8 zu erreichen? Ich kann dir die Maße der "richtigen" Elko-Kolben übermitteln, dauert aber etwa 1 Woche, da Kolben beim Beschichten dzt. . Evtl. Zylinder nachhonen und die Kolben mit Gleitlack beschichten lassen.
Die Zylinderköpfe sollten auf jeden Fall auch einer Kur unterzogen werden, also Ventile ausbauen, schleifen lassen beim Motoreninstandsetzer, Sitze nacharbeiten auf exakte Winkelmaße. Spiel in den Ventilführungen mit den eingebauten Ventilen prüfen, dürfen jedenfalls nicht einmal andeutungsweise wackeln. Die Ansaugkanäle innen Nacharbeiten, damit die von der Fertigung stammenden Verschneidungen begradigt werden, ist auch eine gute Investition! Alle Kühlrippen außen an den Zylinderköpfen müssen frei und sauber sein, damit die Kühlung optimal ist. Luftleitbleche müssen gut angepaßt werden.
Weiters: Kontaktflächen der Kipphebel zum Ventilschaft glätten, damit das korrekte Ventilspiel eingestellt werden kann. Ventilfedern auf Längenänderung prüfen, sollten nicht mehr als 1mm vom Neumaß abweichen.
Zu guter Letzt sollten unbedingt ALLE Ölkanäle der Kurbelwelle, auch die große Bohrung vorne, sowie jene im Motorgehäuse UND auch der Ölkühler ausreichend lange gespült werden (Diesel oder Petroleum) . Erfahrungsgemäß lagert dort drinnen immer Abrieb in Form von zähem Stahlschlamm, der in der KW auch noch durch die Fliehkräfte verdichtet ist, und später unweigerlich zu Verschleiß in den Gleitlagern führt. Wenn schon der Motor geöffnet ist, dann sollten auch die Nylstopmuttern welche die Achsen der Winkelhebel niederhalten auf festen Sitz geprüft werden (vor kurzem Bruch eines der M7 Stehbolzen aufgetreten)
Wichtig ist daß der Zündverteiler in gutem Zustand ist, Welle darf nicht wackeln. Kondensator und Kontakte sollten erneuert und der Zündzeitpunkt nach Vorschrift eingestellt werden. Evtl. mittels Sun-Tester die Zündimpulse ansehen ob es zu Abweichungen kommt zwischen Zyl. 1 und Zyl 2. Zustand der Zündspule: bringt diese auf Dauer mind. 18.000 Volt? Zündkabel und Kerzenstecker Ok? Optimal geeignete Zündkerzen im Motor ? (dazu gab es längere Abhandlungen im Forum, bitte nachlesen, die NGK B6HS sind jedenfalls immer Ok)
Der Vergaser (Zenith NDIX) muß klarerweise in einwandfreiem Zustand sein, u.U. überholen lassen (Kniezanrek Wien 2) Richtige Bedüsung enorm wichtig! Prüfung auf Ansaugen von Falschluft, plane Auflageflächen! Leerlaufgemisch-Schrauben mittels Bosch-Abgastester einstellen!
Du siehst, es ist also beim Haflinger im Gegensatz zum Chiptuning (wo oft nur die Kraftstoff-Einspritzmenge erhöht wird) etwas mehr an Arbeit nötig (Motorkonzept 50 jahre alt!) wenn du den Motor wirklich auf Vordermann bringen willst. Es läßt sich aber alles machen. Alternativ dazu kann der Motor auch noch auf mehr Hubraum gebracht werden. Aber das ist schon eine andere Geschichte, wobei dazu auch die vorhin beschriebenen Arbeiten gleichermaßen und absolut notwendig sind.
Zu deiner Info noch: für die Puch-Autos, also Puch 650 TR und TRII gab es noch ganz andere Nockenwellen, mit bis zu beinah 80% Überschneidung. Mit diesen konnte der Motor bis zu 8000 Upm drehen, wo es dann satte Leistung gab, bis zu 40 PS gemäß verschiedenen Berichten. Aber eben nur in einem engen Drehzahlbereich, geeignet bloß für Bergrennen usw. Der Fahrer war daher ununterbrochen am herumrühren im Getriebe. Lebensdauer solcher Motoren (und auch der hinteren Reifen) : 1 bis 2 Rennen!