Hallo Norbert! Die Symptome, so wie sie du darstellst, sind zum Teil widersprüchlich. Im Zuge diverser Reparaturen von Getrieben und Motoren sind mir Dinge untergekommen, die man normalerweise nicht für möglich hält. Ein abgedroschener Werbespruch für´s Lotto lautet: Alles ict möglich. Und so scheint´s auch bei manchem Haflinger zu sein. Habe auch schon verkehrt herum eingebaute Schaltriegel gefunden, von fehlenden Arretierkugeln, gebrochenen Federn, geborstenen Nadellagern usw. abgesehen!
Nun, auf ein Detail möchte ich hinweisen als erstes: ein eingelegter Gang sollte nicht mit Gewalt (und das gilt auch für die Unart, beim fahrenden Fahrzeug in den Leerlauf zu schalten ohne die Kupplung zu betätigen) herausgezogen werden bzw. in den Leerlauf geschaltet werden.
Was kann dabei passieren? Es ist so, daß die Gangräder auf der Trieblingswelle / am Triebling aus zwei Teilen bestehen: zum einen das eigentliche Gangrad mit der schrägen Verzahnung, zum anderen der Konusring mit den angearbeiteten Zähnchen auf welche die Schaltmuffe (den Synchronring lasse ich weg aus dieser Betrachtung) aufgeschoben wird und erst damit die betreffende Untersetzung formschlüssig herstellt. Das Konusrad ist mit dem Gangrad über eine feine Verzahnung und Preßsitz verbunden (ZF-Verzahnungsteile) . Bei zumindest zwei Getrieben fand ich die Konusringe des 4. und 5. Gangrades lose auf den Gangrädern. Die Ursache des Fehlers ist nachträglich natürlich nicht eindeutig festzustellen, aber mit hoher Wahrscheinlichkeit wurden die Konusringe einfach durch schlampiges Schalten, sprich gewaltsam weil unter Last von ihren Gangrädern heruntergezogen. Das ist dabei die Gefahr, wenn wie du sagst, der 3.te nur mit ziemlicher Kraftanwendung plus Kupplungtreten rausgeht.
Bitte prüfe auch, ob die Mitnehmerscheibe der Kupplung richtig eingebaut ist, andersrum wäre zwar nicht gut möglich, aber Kontrolle ist besser, sagte auch schon Lenin. Die Kupplung muß sauber trennen bei Betätigung, das heißt bei aufgebocktem Fahrzeug muß das Hinterrad mit der Hand gehalten werden können wenn bei laufendem Motor (Leerlauf klarerweise) ausgekuppelt wird.
Die Spiralfeder zur Arretierkugel (6,3mm) kannst du auch prüfen: dazu muß die M10 Wurmschraube (Schlitzschrauben, siehe auch Foto) entfernt werden, und mit einem kleinen Häckchen oder Schraubenzieher kann die Feder aus der Bohrung entnommen werden. Am besten alle drei Federn entnehmen und vergleichen. Vor dem Lösen der Wurmschrauben deren Position im Getriebegehäuse (Tiefe bzw. Lage) mit Schiebelehre feststellen und notieren! Müssen nach Einbau wieder in gleiche Position kommen. Mit Dichtmasse einbauen um Ölverlust zu verhindern. Da fällt mir noch etwas ein: in den Bohrungen der Arretierkugeln steckt ganz unten noch jeweils eine kurze Hülse aus Stahl welche zur Führung der Kugel dient. Nicht daß eventuell diese auch noch gegen die Schaltstange drückt und diese an der Beweung beim Schaltvorgang hindert!
Wie schon telefon. besprochen, versuche mal das lange Schaltrohr beim Anschluß an das Getriebe (es handelt sich bei Norberts Haflinger um ein Serie 1 ÖBH-Vierganggetriebe) zu lockern und ein klein wenig zu verdrehen. Danach M8 Bolzen wieder festziehen und Schaltbarkeit prüfen.
Ansonst meine ich, Getriebe ausbauen und aufmachen um zu prüfen ob da drinnen der Fehler steckt. Könnte u.U. die Positionierung des Schaltfingers gegenüber den Schaltklauen sein (Vertikale Schaltwelle) oder auch eine verspannte Schaltgabel an einer der horizontalen Schaltstangen. Zu genau diesem Zweck, nämlich zur korrekten Einstellung der Schaltgabeln zu der jeweiligen Schaltmuffe wurde seitens SDP ein Getriebegehäuse so aufgefräst, daß es als Spezialwerkzeug dient.
Bitte bleib in Kontakt! Noch ist genug Zeit bis zum 50-Jahres Treffen in Stiefern. Grüße, AP700.